Verkehrsplanung und Verkehrstechnik

Kurzfassung DI Dr. techn. Petra Daschütz

Flächenbedarf, Freizeitmobilität und Aktionsraum von Kindern und Jugendlichen in der Stadt

Ziel der Arbeit ist es, mit Hilfe des Vergleiches einer großen städtischen Parkanlage und eines innerstädtischen Gebietes die Auswirkungen strukturell-räumlicher Bedingungen auf die Verhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen festzustellen und zu quantifizieren, wie viel Platz bzw. selbstständige Mobilität notwendig wäre, um die Bedürfnisse von Kindern nach Bewegung, sozialen Kontakten, Anerkennung und Selbstständigkeit in der Stadt zu befriedigen. Als Untersuchungsräume wurden der Donaupark (Wien 22) und das innerstädtische Karmeliterviertel (Wien 2) gewählt, in denen verdeckte nicht-teilnehmende Beobachtungen und Befragungen vor Ort durchgeführt wurden.

Ein entscheidender Faktor für die Bedürfnisbefriedigung von Kindern in der Freizeit ist die Nähe des Spielortes zum Wohnort. Sie hat Einfluss auf die Häufigkeit des Aufenthalts, auf die Art der Begleitung und damit verbunden auf die Aufenthaltsdauer, sowie auf die Verkehrsmittelwahl.

Kinder im städtischen Gebiet sind gemessen an den Stunden pro Jahr häufiger im öffentlichen Raum anzutreffen, denn die Weglängen im Karmeliterviertel sind deutlich kürzer als im Donaupark. In beiden Gebieten bleiben Kinder, die ohne Begleitung Erwachsener unterwegs sind, im Schnitt länger im Freien. Aufgrund der Nähe zum Spielort werden im Stadtgebiet die meisten Wege zu Fuß zurückgelegt, während der Park größtenteils mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht wird. In beiden Gebieten verwenden Kinder ohne Begleitung Erwachsener lieber das Rad, den Skooter, das Skateboard oder Rollerskates, als zu Fuß zu gehen oder öffentliche Verkehrsmittel zu benützen.

Die Wichtigkeit des Spiels im städtischen Raum kann außerdem durch die Zahl der sozialen Kontakte mit anderen Kindern begründet werden. Ins Karmeliterviertel kommen mehr Kinder ohne Begleitung Erwachsener und spielen vorwiegend mit anderen Kindern, da normalerweise immer die gleichen Kinder an denselben Orten anzutreffen sind, während Kinder im Donaupark stark an Erwachsene gebunden sind.

Der Aktionsradius, definiert als die Distanz, die sich Kinder von den Eltern oder von zu Hause entfernen, nimmt in beiden Gebieten mit dem Alter zu. Mädchen haben einen kleineren Aktionsradius als Buben. Kinder ohne Begleitung Erwachsener haben einen größeren Aktionsradius als in Begleitung. Abhängig von der Art der Begleitung ist der Aktionsradius in einem verkehrsfreien Gebiet wie dem Donaupark größer als im innerstädtischen Viertel. Kinder, die mit dem Auto anreisen, haben einen kleineren Aktionsradius als Kinder, die sich im Umweltverbund fortbewegen.

Es wurde analysiert, welche Verkehrsflächen Kinder in ihrem Aktionsradius im innerstädtischen Gebiet haben bzw. benützen. In verkehrsfreien Zonen passen sich die Aktivitäten von Kindern an die Größe des Platzes an,  in allen anderen Kategorien steigt der Aktionsradius mit dem Alter. Es wird außerdem erkannt, dass schon Gassen im Wohngebiet eine Barriere für Kinder bis zu acht Jahren darstellen, da manche diese noch nicht alleine überqueren dürfen.

In beiden Gebieten sind hauptsächlich Bewegungsspiele, Regelspiele und Erkundungsspiele von Bedeutung; im innerstädtischen Gebiet werden zusätzlich oft Kommunikationsspiele beobachtet. Abgesehen von der zuletzt genannten Gruppe von Spielen verwenden Kinder im Donaupark mehr Platz für ihre Aktivitäten als im Karmeliterviertel. Die Struktur des Spielortes – wie die Größe, Lage, Erreichbarkeit, Vielfalt und Ausstattung – beeinflussen die Art der Begleitung von Kindern und damit die Möglichkeit, sich für verschiedene Spiele Raum anzueignen. Kinder, die mit oder in der Nähe von Erwachsenen spielen, verwenden nämlich weniger Platz als Kinder, die alleine ins Gebiet kommen.

Folglich setzt der Flächenbedarf für verschiedene Spiele ein sicheres Netzwerk an Wegen und ausreichend großen Plätzen voraus. Für die Freizeitmobilität von Kindern und ihren Aktionsraum ist die Nähe zum Spielort entscheidend. Dies beeinflusst die Aufenthaltsdauer und Häufigkeit des Besuchs, die Art der Begleitung sowie die Verkehrsmittelwahl.