Kolator
Systemuntersuchung der Verkehrsinfrastrukturausbauten am Semmering
Die 1993 erstellte Arbeit beleuchtet die zum damaligen Zeitpunkt in Diskussion stehenden Argumente zum Bau des Semmering-Basistunnels. Außer orthographischen Richtigstellungen wurden Text und Abbildungen bewußt nahezu unverändert belassen. Dadurch soll es dem Leser ermöglicht werden, die in der Arbeit getroffenen Feststellungen im Lichte der zwischenzeitlichen Entwicklungen zu überprüfen. Zweifellos kann ein großer Teil der Aussagen als nach wie vor gültig, in vieler Hinsicht sogar als bekräftigt eingestuft werden.
Ausgehend von den relevanten allgemeinen Grundlagen, der Verkehrsentwicklung, ihren Ursachen und dem Konzept "Neue Bahn" der Österreichischen Bundesbahnen, wird eine Prognose für die Verkehrsentwicklung in der österreichischen Ostregion vorgestellt. Das Projekt Semmering-Basistunnel wird in seiner historischen und aktuellen Entwicklung beschrieben.
Danach geht die Arbeit auf die vorherrschenden Anlage- und Betriebsverhältnisse auf der bestehenden Strecke über den Semmering ein. Es erfolgt eine detaillierte Berechnung der Leistungsfähigkeit, mögliche Verbesserungen, die auf der Strecke durchführbar wären, werden untersucht. Dem Thema "Kombinierter Verkehr" wird aufgrund seiner Stellung in der Diskussion ein eigenes Kapitel gewidmet.
Die Auswirkungen der Realisierung des Projekts Semmering-Basistunnel im Personen- und Güterverkehr werden ansatzweise diskutiert und die erzielbaren Effekte mit Ersatzinvestitionen verglichen. Alternativen zum Bau des Semmering-Basistunnels, d.h. der Neubau einer zweite Südbahn über das Burgenland ("Südost-Spange") bzw. über Ungarn, werden vorgestellt.
Da eine von anderen Verkehrsarten losgelöste Betrachtung des Eisenbahn-Projekts Semmering-Basistunnel nicht sinnvoll erscheint, wird die Problematik des Lückenschlusses der Semmering-Schnellstraße S6 anhand bestehender Daten über die Folgeerscheinungen von Autobahn¬lückenschlüssen und einer für das S6-Projekt vorliegenden Studie näher untersucht.
Eine Analyse der Verkehrsentwicklung und der daraus resultierenden externen Effekte bei verschiedenen Ausbauszenarien der Verkehrsinfrastruktur am Semmering wird durchgeführt. Für die Analyse wird die Methodik der Wirkungsanalyse herangezogen. Anschließend wird über die Berechnung des Barwerts der Bauprojekte Semmering-Basistunnel und S6-Lückenschluß die Betriebswirtschaftlichkeit dieser Investitionen abgeschätzt.
Grundsätzlich kommt die Arbeit zu dem Schluß, daß der inzwischen begonnene und wieder eingestellte Bau des Semmering-Basistunnels (Vortrieb eines Pilotstollens) zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Priorität besitzt. Der ebenfalls begonnene Bau des S6-Lückenschlusses kann vor den im Gesamtverkehrskonzept Österreich enthaltenen übergeordneten Zielen wie etwa Verkehrs¬vermeidung oder Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene nur als kontraproduktive Maßnahme eingestuft werden.
In einem Anhang zur Arbeit wird ein Überblick über die zwischenzeitlichen Entwicklungen und der heutige Stand des Projekts Semmering-Basistunnel gegeben. Zusätzlich werden einige Fragen etwa die diskutierte Leistungsfähigkeitsberechnung in der vorliegende Arbeit - einer kurzen ergänzenden Betrachtung unterzogen.