Daniel Schöbi
FREIZEITMOBILITÄT IN ABHÄNGIGKEIT VOM WOHNUMFELD
Im Rahmen der Diplomarbeit wurden ich in Wien die Abhängigkeiten der Freizeitmobilität vom Wohnumfeld untersucht. Ausgangspunkt der Arbeit ist die Frage, ob Defizite an Grün im Umfeld mit einem höheren Anteil an Freizeitverkehr kompensiert werden. Die Funktions- und Arbeitsteilung in unserer Gesellschaft führt zu einem immensen Mobilitätsaufwand und Freizeit hat mit dem zunehmenden Arbeitsstress die polarisierende Funktion des Ausgleichs erhalten. Wir entfliehen den Belastungen des Alltags - um unsere Batterien gleichsam wieder aufzuladen - und um nachher wieder in den Trott einzusteigen. Ein weiteres Wachstum im Freizeitverkehr bedroht unseren Raum. Die ungebremste Entwicklung und die Freizeiteinrichtungen zerstören letztendlich doch genau das, was als Grundlage der Freizeit dient - nämlich eine intakte Umwelt. Zur Erforschung dieser Hintergründe wurden in zwei unterschiedlichen Bezirken im Raum Wien empirische Untersuchungen durchgeführt. Es wurde ein Innenstadtbezirk (5., Margareten) einem Wohnbezirk mit vielen Einfamilienhäusern, einem großen Anteil an Grünfläche und am Rande des Wiener Waldes gelegen (13., Hietzing), gegenüber gestellt. Die schriftliche Befragung brachte eine Rücklaufquote von einem Drittel und eine Stichprobe von beinahe 600 Personen. Zwischen den Bezirken traten signifikante Unterschiede zutage: Den Haushalten im 5. Bezirk stehen insgesamt viel weniger Möglichkeiten (Balkon/Terrasse, Garten, Schrebergarten, öffentlicher Park in unmittelbarer Nähe oder Zweitwohnsitz) zur Verfügung, und z.B. viele Balkone werden selten genutzt, da sie anscheinend nicht attraktiv genug sind. In Hietzing steht beinahe 60% ein Hausgarten zur Verfügung, der auch zu 80% mindestens wochentags benutzt wird. Erstaunlich in beiden Bezirken ist der hohe Anteil an Zweitwohnsitzen (ca. 40%). Während dem Sommerhalbjahr werden sie von doppelt so vielen Bewohnern des 5. Bezirkes auch während der Woche genutzt. An einem durchschnittlichen Sommerwochenende verläßt über die Hälfte aller Bewohner des 5. Bezirkes die Stadt, während von den Hietzingern nur ein Viertel zum Ausflug "ausschwärmt". In bezug auf Zusammenhänge können folgende Aussagen gemacht werden: Ein attraktiver Hausgarten schöpft einen erheblichen Anteil an Freizeitmobilität ab! Öffentliche Parks haben eine schwächere Wirkung, doch es treten immer noch signifikante Unterschiede zu Tage. Die Möglichkeit eines Balkons/Terrasse hat einen verhältnismäßig geringen Einfluß, zudem bestehen große Unterschiede in bezug zum Erholungswert. Haushalte, die kein wohnnahes Grün haben, fahren in ihrer Freizeit überdurchschnittlich oft weg. Der Schluß liegt nahe, daß das Wohnumfeld einen starken Einfluß auf das Mobilitätsverhalten ausübt. Zur Förderung einer nachhaltigen Stadtentwicklung können folgende Maßnahmen vorgeschlagen werden: 1. Vermeidung und Umlagerung unnötiger Freizeitmobilität, 2. Steigerung der Attraktivität des Wohnumfeldes