Herbert Seelmann
ENTWICKLUNGEN IM FUHRPARK VON REGIONALBAHNEN -NIEDERFLURTECHNIK
Derzeit wird der Betrieb auf den österreichischen Regionalbahnstrecken größtenteils mit Dieseltriebwagen der Reihe 5047 abgewickelt. Es handelt sich dabei um ein zwar modernes, aber für einen rationellen Nebenbahnbetrieb eher ungeeignetes - weil mit einem Eigengewicht von etwa 44 Tonnen viel zu schweres - Fahrzeug. Tatsächlich erfolgte die Dimensionierung dieser Triebwagen auch nach Hauptbahnkriterien und deren Einsatz auf den nicht-elektrifizierten Hauptstrecken verläuft durchaus zufriedenstellend. So wurde bereits in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts mit dem Bau von Benzintriebwagen ein erster Schritt gesetzt, der in den dreißiger Jahren mit der Anwendung des Leichtbaus im Schienenfahrzeugbau weiter fortgesetzt wurde. Damals wurde mit den sogenannten "Austro-Daimler-Triebwagen", die übrigens extrem niedrig gebaut waren, erstmals der Versuch unternommen, Konstruktionsprinzipien des Kraftfahrzeugbaus auf die Eisenbahn zu übertragen. Erst in den fünfziger Jahren wurde mit der von Deutschland ausgehenden Verbreitung des sogenannten "Schienenbusses" auch in Österreich wieder an die Vorkriegsentwicklung angeschlossen. Der Einsatz der leichten Schienenbusse, die ein Eigengewicht von nur 21 Tonnen aufwiesen, wurde allerdings in Österreich leider nicht konsequent genug vorangetrieben. So waren diese Fahrzeuge zum Großteil nur auf Regionalbahnen in Oberösterreich, Kärnten und der Steiermark eingesetzt, während auf dem dichten Nebenbahnnetz Ostösterreichs weiterhin schwere Fahrzeuge - zunächst Wagenzüge mit Dampflokomotiven und später zumeist ehemalige Schnelltriebwagen, die für den Betrieb auf den Hauptstrecken schon zu veraltet waren - Dienst versahen. Deren Nachfolge traten dann gegen Ende der achtziger Jahre die neuen Dieseltriebwagen der Reihe 5047 an, die schließlich auch die Schienenbusse ersetzten. Ausgehend von den Entwicklungen in Deutschland und der Schweiz, wo bereits moderne Leichtbautriebwagen in Niederflurbauweise auf Regionalbahnen im Einsatz stehen bzw. weitere Typen entwickelt werden, wird in dieser Arbeit der Versuch unternommen, auch für österreichische Nebenstrecken ein derartiges Fahrzeug vorzuschlagen. Dieses lehnt sich in seinen Abmessungen und seinem Fassungsvermögen etwa an die Reihe 5047 an, verfügt jedoch über einen Niederflurbereich und ist auch bedeutend leichter. Die niedrigere Bauweise ermöglicht eine um 70 Zentimeter geringere Einstiegshöhe und der selbsttragende Aluminium-Wagenkasten, in Verbindung mit einer gegenüber Hauptbahnfahrzeugen verminderten Strukturfestigkeit, eine Gewichtseinsparung von etwa 12 Tonnen gegenüber dem 5047. Durch diese Vorgangsweise sind bei etwa gleicher Motorleistung bessere Beschleunigungswerte erreichbar; die Niederflurbauweise, kombiniert mit 1,3 Meter breiten Einstiegen, erleichtert den Reisenden das Besteigen des Fahrzeuges und trägt damit auch zu einer kürzeren Fahrgastwechselzeit bei. Im letzten Abschnitt wird schließlich am Beispiel der Regionalbahnstrecke Siebenbrunn-Leopoldsdorf - Engelhartstetten ein möglicher Einsatz des Niederflur-Regionalbahntriebwagens demonstriert. Dabei werden, unter Beachtung des (theoretisch) möglichen Verlagerungspotentials im Personenverkehr der im Einzugsbereich der Bahn am stärksten frequentierten Straße, ein ungefährer Fahrplan sowie die dafür notwendigen Triebwagenumläufe ermittelt.