Lothar Zeller
WOHLFAHRT IM VERKEHRSWESEN
Verkehr ist seit je her ein wesentlicher Bestandteil des Lebens gewesen. Kulturen sind aufgrund ihrer Fähigkeit Verkehr abzuwickeln aufgestiegen oder gefallen. Menschen, Material oder Informationen effizient transportieren zu können, bedeutete oft größere Macht und Reichtum. Dieser Mobilität, die für Kriege, Handel und immer mehr für Freizeit eingesetzt wird, steht eine "geistige Mobilität" gegenüber, die ein wesentlicher Bestandteil dieser Arbeit sein soll. Was ist damit gemeint?<?xml:namespace prefix = o ns = "urn:schemas-microsoft-com:office:office" />
Geistige Mobilität ist ein Synonym für die Fähigkeit einer Kultur oder Einzelperson, sich selbst in Relation zu anderen Kulturen oder Einzelpersonen und der Natur, also der Umwelt zu betrachten, damit die Auswirkungen ihres Tuns zu erkennen, und somit freie Entscheidungen treffen zu können.
Diese Definition setzt ein erweitertes Demokratieverständnis voraus. Dem Recht auf freie Meinungsäußerung, steht dabei die Pflicht auf Meinungsfindung gegenüber. Die Beeinflussungen des Verkehrs sind jedoch so mannigfaltig, daß die Komplexität dieses Themenbereiches uns oft regelrecht überfordert. So beschränkt sich der Verkehr nicht nur auf dessen technische Abwicklung, sondern umfaßt auch die Natur, die Raumplanung, die Stadtplanung, die Politik, die Psychologie, die Gesundheit uvam. und beeinflußt somit maßgeblich unseren Wohlstand und in weiterer Folge unsere Wohlfahrt. Diese Aufzählung zeigt aber nun, daß jede Analyse des Verkehrs über sogenannte harte Fakten hinaus gehen muß, denn spätestens bei der Wohlfahrtsdebatte werden diese harten Fakten nicht mehr ausreichen, um befriedigende Aussagen darüber treffen zu können, welche Strukturen und Verhaltensweisen nun tatsächlich wohlfahrtsfördernd und welche wohlfahrtshemmend sind. In dieser Arbeit soll sowohl die Wohlstandsdebatte, als auch die Wohlfahrtsdiskussion in die Verkehrsbetrachtung integriert werden. Diese Erweiterung führt weniger zu einer Steigerung der Komplexität, als zu einer Vereinfachung in der Logik der Verkehrsbetrachtung, da grundlegende Zusammenhänge zur Erklärung herangezogen werden. Verkehrslösungen sollen unter diesem Gesichtspunkt hinterfragt werden. Komplexe Strukturen bieten sich geradezu für sogenannte "Patentlösungen" an, Lösungen also, die das Problem nicht nur lösen, sondern auch gleich ganz beseitigen. Patentlösungen kann man aber auch dahingehend interpretieren, daß man die Wirklichkeit übersimplifiziert, die daraus gewonnene Theorie aber nun mit einer solchen Komplexität ausstattet, und das ist das geniale daran, daß die Theorie zur neuen Wirklichkeit wird. Schließlich kann man ja zwischen einer Realität, die man nicht durchschaut hat und einer Theorie, die man ebenfalls nicht durchschaut hat, nicht unterscheiden. Halten wir es mit Sir Karl Popper, beschreiten wir den Weg der kleinen Schritte, denn daraus entstehen stets neue Möglichkeiten. Anders durch den von Heinz von Foerster formulierten ethischen Imperativ ausgedrückt: "Handle stets so, daß weitere Möglichkeiten daraus entstehen."