Verkehrsplanung und Verkehrstechnik

Helmut Nussbaumer

PERSONENVERKEHR IM VERKEHRSKORRIDOR SEMMERING

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Auswirkungen der beiden geplanten Infrastruktur-Ausbauprojekte "Lückenschluß S6 - Semmeringschnellstraße" und "Neue Südbahn: Semmeringbahntunnel und Koralmtunnel" in Hinblick auf den Personenverkehr im Verkehrskorridor Semmering zu untersuchen. Nach einem geschichtlichen Überblick wurden für Straße und Schiene am Querschnitt Semmering die häufigsten Quell- und Zielverbindungen zur Beurteilung der derzeitigen Situation des Personenverkehrs ermittelt. Ferner wurde die Entwicklung des Verkehrsaufkommens in der jüngsten Vergangenheit untersucht in Hinblick auf die Auswirkungen der Verkehrsausbauten im Verkehrskorridor. Die Situation des Personenverkehrs auf der Bahn wurde für den Fern- und Regionalverkehr unter Beachtung des Fahrplanangebotes und des Passagieraufkommens untersucht. Ebenfalls erfolgte eine Betrachtung der Alternativrouten für Straße und Bahn über den Wechsel hinsichtlich einer gegenseitigen Beeinflussung mit dem Personenverkehr über den Semmering. Nach einer kurzen Beschreibung der beiden geplanten Ausbauprojekte und ihren Auswirkungen auf regionaler und überregionaler Ebene wurden folgende Alternativen vorgestellt: Fortschreibung des Status Quo, kleinräumiger Straßenausbau zur Entlastung der Ortsdurchfahrten an der Bundesstraße B 306, Einsatz von Neigezugtechnik und Bau der Süd-Ost-Spange, einer neuen Eisenbahnverbindung von Wien über das Burgenland nach Graz. Für die Ausbauvorhaben und die Alternativen wurden die Reisezeiten und die Fahrtkosten als Parameter zur Verkehrsmittel- bzw. Routenwahl ermittelt. Als überregionale Verbindungen wurden Wien - Graz und Wien - Klagenfurt untersucht (wobei zu Vergleichszwecken auch das Flugzeug mit einbezogen wurde), als regionale Verbindung Spital/Semmering - Wr. Neustadt. Einen weiteren Parameter stellen die Sicherheitsaspekte zu den Verkehrsmitteln Straße, Schiene und Flugzeug dar. Abschließend wurde für verschiedene Szenarien, von der Beibehaltung des Ist-Zustandes bis hin zum Vollausbau von Straße und Schiene, anhand bestehender Prognosen und Studien sowie den Erkenntnissen dieser Arbeit eine Abschätzung der jeweiligen Verkehrsentwicklung für den Personenverkehr vorgenommen. Es ist unbestritten, daß alle angeführten Ausbauprojekte zweifellos eine Attraktivierung des Verkehrssystems darstellen. Entsprechend den Leitgedanken "Verkehr vermeiden" und "Verkehr verlagern" ist der Ausbau der Schnellstraße als kontraproduktiv anzusehen. Als kurzfristige Maßnahme wird dem Einsatz von Neigezügen das größte Velagerungspotential von der Straße auf die Schiene zuerkannt. Als langfristige Maßnahme wird ergänzend dazu die SO-Spange empfohlen.