Jürgen Hatz
VORHER-NACHHER-Untersuchung der Auswirkungen von Fahrbahnteilern und Kreisverkehrsplätzen
Die Straße ist mehr als ein Asphaltband, das der Fortbewegung von Fahrzeugen dient. Sie ist Teil eines Bereiches in unseren Orten und in der Landschaft, die vielfältigen Funktionen gerecht werden muß. Straßen verbinden Orte und Menschen, sie werden von Fußgängern, Radfahrern, Autos, Motorrädern und Lastkraftwagen benutzt. In der Regel sind heute und waren in der Vergangenheit die Ortsdurchfahrten immer die Hauptstraßen der Orte. Damit verbunden erfüllen sie vielfältige Aufgaben als Durchgangsstraße für den überörtlichen Verkehr, Haupterschließungsstraße für den Ort, Geschäftsstraße, Wohnstraße, Treffpunkt und Mittelpunkt des öffentlichen Lebens usw. Viele Hauptverkehrsstraßen und Ortsdurchfahrten können aufgrund des einseitigen, schematischen, auto-orientierten Ausbaus in den letzten Jahrzehnten diese Aufgaben nicht mehr bewältigen. Die Gewichtung der Funktionsvielfalt hat sich zu Gunsten der verkehrlichen Funktionen geändert. Diese Hauptverkehrsstraßen sind deshalb meistens auch "Hauptproblemstraßen", bei denen sich die Ansprüche der Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer, Bewohner und Passanten am stärksten überlagern. Dies führt zwangsläufig zu Konflikten: Lärm stört Wohnen, starker und schneller Autoverkehr schränkt Bewegungen von Fußgängern und Radfahrern ein, im Straßenraum dominieren die Autos, diese Straßen sind gefährlich, hier konzentrieren sich rd. 50% bis 60% aller Innerortsunfälle. In Österreich hat daher seit Beginn der 80er Jahre - ausgehend von ähnlichen Überlegungen in der Bundesrepublik Deutschland und in der Schweiz - ein Umdenkprozeß hinsichtlich der Gestaltung von Straßenräumen, besonders im Zuge von Hauptverkehrsstraßen, eingesetzt. Es wurde erkannt, daß die Ausrichtung der Straßenraumgestaltung auf den durchgehenden Kraftfahrzeugverkehr deutlich negative Auswirkungen auf den Fußgänger- und Radverkehr sowie auf die Wohnqualität der Anrainer hat. Ausgehend von einer groben Einteilung in die Themenfelder Verkehr, Städtebau und Umwelt gibt es eine Vielzahl von Kriterien, die zu einer Bewertung über Erfolg oder Mißerfolg der Umgestaltungsmaßnahmen herangezogen werden können. Dies sind u.a. Auswirkungen auf das Geschwindigkeitsverhalten, Auswirkungen auf den fließenden Verkehr, Auswirkungen auf den ruhenden Verkehr, Auswirkungen auf den öffentlichen Personennahverkehr, Verkehrsmittelwahl, Akzeptanz, Verkehrssicherheit, Auswirkungen auf die Lärmsituation, Auswirkungen auf die Abgassituation, Auswirkungen auf den Energieverbrauch. Ziel dieser Arbeit ist es, die maßnahmenbezogenen Auswirkungen der Umgestaltungsmaßnahmen Fahrbahnteiler und Kreisverkehrsplatz hinsichtlich des Geschwindigkeitsverhaltens der Kraftfahrzeuglenker und der Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit zu ermitteln, da diesen Kriterien die größte Bedeutung bei der Bewertung von Verkehrsberuhigungsmaßnahmen beigemessen wird. Die Analyse der Auswirkungen erfolgt an Hand eines VORHER-NACHHER-Vergleiches von insgesamt 20 Umgestaltungsmaßnahmen an Hauptverkehrsstraßen im Burgenland. Zu diesem Zweck waren sowohl für den VORHER- als auch für den NACHER-Zeitraum für jeden einzelnen Streckenabschnitt Messungen der Geschwindigkeiten der Kraftfahrzeuge und Erhebungen des Unfallgeschehens durchzuführen.