Sarah Pfeifer
Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen des letzten Jahrhunderts bestätigen eine deutliche Wechselwirkung zwischen Siedlungs- und Verkehrsstrukturen. Im Zuge der Industrialisierung dehnten sich die europäischen Städte aufgrund des Zuzugs der ländlichen Bevölkerung aus. Die einsetzende Massenmotorisierung in den 1950er Jahren und der damit einhergehende Bau neuer Straßen, Parkplätze u.Ä. zugunsten des motorisierten Individualverkehrs veränderte das bisherige Verkehrsangebot und –verhalten, führte zur Zerstreuung von Siedlungen und machte sie zum Großteil autoorientiert. Urbane Lebensstile breiteten sich außerhalb der Städte aus, genauso wie wirtschaftliche Tätigkeiten. Die Entmischung von Siedlungen im Sinne einer Trennung von Wohnort, Arbeitsplatz, Versorgung und Freizeit und die damit bestehende Abhängigkeit vom nächsten regionalen Zentrum oder der Stadt sind auch heute noch aktuelle Themen.
Die verstärkte Autoorientierung erschwert die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs, vor allem außerhalb der Städte, da dispers geprägte Siedlungen eine ÖV-Erschließung zu vertretbaren Konditionen nicht möglich machen. Die Raumplanung könnte aber mithilfe der Planungsinstrumente auf örtlicher und überörtlicher Entwicklung auf eine mit dem ÖV abgestimmte Siedlungsentwicklung eingehen. Ein zusätzliches Instrument, das künftig in Österreich in digitalen Karten integriert wird, sind die ÖV-Güteklassen, die die fußläufige Erreichbarkeit mit der Art und Bedienqualität des öffentlichen Verkehrs koppeln. Da die ermittelten ÖV-Qualitäten im Zusammenhang mit der Siedlungsstruktur, mit Karten kommuniziert und für die Öffentlichkeit zugänglich sein werden, stellen sie durchaus eine gute Basis für eine integrierte Siedlungsentwicklung dar.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird untersucht, in welchem Ausmaß die in der Theorie erarbeiteten siedlungsstrukturellen Merkmale Einfluss auf das Mobilitätsverhalten nehmen. Gleichzeitig wird das Ziel einer abgestimmten Siedlungsentwicklung und ÖV-Erschließung herangezogen und auf die bisherige Umsetzung in zwei Untersuchungsgemeinden geprüft.Es konnten dadurch autoorientierte Strukturen im Stadtumland identifiziert werden, die mit einem hohen Verkehrs- und Energieaufwand zusammenhängen und Defizite in der lokalen Angebotsstruktur erkennen lassen. Die Mikromobilität schrumpft zugunsten der steigenden Makromobilität und kann trotz Bevölkerungszunahme zu einer Destabilisierung von Gemeinden führen.