Verkehrsplanung und Verkehrstechnik

Viktoria Marsch

„Shared Space“-Konzepte, also die gemeinsame Benutzung des Straßenraums durch unterschiedliche verkehrsteilnehmende Gruppen, sind seit einigen Jahren in der Verkehrspolitik en vogue. Seit 2013 können in Österreich sogenannte Begegnungszonen verordnet werden. Darunter versteht man Straßen, deren Fahrbahn für die gemeinsame Nutzung durch Fahrzeuge und zu Fuß Gehende bestimmt ist. Eine gegenseitige Rücksichtnahme und ein außergewöhnlicher Grad der Interaktion aller Verkehrsteilnehmenden sind die Voraussetzungen für das sichere Funktionieren dieses Konzepts. Außerdem soll die Begegnungszone eine verkehrsberuhigende Maßnahme zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs darstellen. Dabei stellen sich die Fragen, ob der Fuß- bzw. Radverkehr tatsächlich von der Einführung der Begegnungszone profitieren und wie gut das Miteinander funktioniert.
Um die Verträglichkeit von zu Fuß Gehenden und Radfahrenden in Begegnungszonen zu analysieren, wurden in zwei Wiener Begegnungszonen umfassende Video- bzw. Fragebogenerhebungen durchgeführt. Dadurch konnte erforscht werden, wie sich die Verkehrsteilnehmenden im Verkehrsraum verhalten, welche Interaktionen und Konflikte auftreten, wie das subjektive Sicherheitsgefühl ist und wie zu Fuß Gehende bzw. Radfahrende die jeweils andere verkehrsteilnehmende Gruppe wahrnehmen. Zusätzlich wurde Expertise von Fachleuten eingeholt.
Während der zehnstündigen Aufnahme wurden 14.881 zu Fuß Gehende und 2.765 Radfahrende erfasst. 475 konfliktfreien Interaktionen zwischen zu Fuß Gehenden und Radfahrenden stehen null Unfälle und lediglich vier Konflikte, welche allesamt durch zu geringe Seitenabstände zustande kamen, gegenüber. Bei den Interkationen ist zu beobachten, dass zum Großteil Radfahrende eine Handlung setzen, um einen Konflikt zu vermeiden.
Die subjektive Wahrnehmung der befragten Verkehrsteilnehmenden spiegelt die objektive Beobachtung nicht zur Gänze wider. Die Begegnungszone löst zwar viel Begeisterung aus, sorgt jedoch auch für Bedenken bezüglich der eigenen Sicherheit und der gegenseitigen Rücksichtnahme. Oftmals wird die fehlende Bewusstseinsschaffung kritisiert. Insgesamt jedoch kann die Verträglichkeit von Fuß- und Radverkehr in Begegnungszonen als gegeben eingeschätzt werden.
Empfehlungen, welche Aspekte beachtet und welche Maßnahmen gesetzt werden sollten, um die Verträglichkeit und eine gegenseitige Rücksichtnahme von zu Fuß Gehenden und Radfahrenden in Begegnungszonen zu fördern und um sicherzustellen, dass beide Verkehrsarten von dieser Nutzungsform profitieren, schließen die Arbeit ab.